HR und die Organisation

Machiavelli erkannte, dass nichts schwieriger ist als handzuhaben, nichts gefährlicher ist als durchzuführen und nichts von zweifelhafteren Erfolgsaussichten begleitet wird als eine Neuordnung der Dinge. Ein Unternehmen wird auch als Organisation bezeichnet. In einer Organisation agieren Menschen und verfolgen gemeinsam Ziele oder einen gemeinsamen Zweck. Diese Ziele können für ein gewinnorientiertes Unternehmen der Verkauf von eigenen Produkten und Dienstleistungen sein. Im Gegensatz dazu kann für ein NonProfit-Unternehmen der Zweck darin bestehen, z.B. zum Wohl einer bestimmten Zielgruppe beizutragen und sich dabei zu erhalten, aber keine Gewinne zu erzielen. Nach Glasl und Lievegoed ( vgl. Glasl & Lievegoed, 2016) durchlaufen Unternehmen in ihrem Bestehen vier Phasen: die Pionierphase, die Differenzierungsphase, die Integrationsphase und die Assoziationsphase.

In der Pionierphase prägen Struktur und Arbeitsstil der Geschäftsführer. Im Vordergrund stehen Ideen und Engagement der Unternehmung und das Ziel, diese auf dem Markt zu etablieren. Die Mitarbeiter sind flexibel und können sich oft auch gegenseitig vertreten. Man fühlt sich als „Familie“. Es gibt wenige Strukturen und Regelungen, vieles wird ad-hoc entschieden und wirkt manchmal chaotisch. In dieser Phase dominiert eine hohe Dynamik. In der zweiten Phase, der sog. Differenzierungsphase, wächst das Unternehmen und es wird größer. Ad-hoc-Entscheidungen führen nicht mehr zum Ziel. Mitarbeiter haben ein zunehmendes Bedürfnis nach Strukturen, Ordnung und Kommunikation. Prozesse und Abläufe sind zu definieren und niederzuschreiben. Regelwerke entstehen. Der Umgangsstil in dieser Phase ist meist sachlich und rational. Nach der Differenzierungsphase folgt die In- tegrationsphase, in der versucht wird, die Kraft der Pionierphase mit der Rationalität der Differenzierungsphase zu kombinieren. Hier werden oftmals kleinere Arbeitseinheiten gebildet, womit die Organisation wieder flexibler wird. Die kleineren Einheiten übernehmen auch wieder ganzheitliche Aufgaben und können weitgehend selbst planen, organisieren und Selbstkontrolle ausüben. Eine zentrale Stelle steuert und reglementiert nicht, sondern bietet unterstützende und beratende Dienstleistungen an (vgl. Socius – Organisationsberatung, 2019). Die Gefahr in dieser Phase liegt u.a. darin, dass sich die Organisation zu sehr auf ihre eigene Welt und deren Funktionieren konzentriert, so dass Außenseiter (Kunden, Partner) aus dem Blick geraten. Die Integrationsphase wird gefolgt von der Assoziationsphase, die jedoch wissenschaftlich noch am wenigsten erforscht ist. In der Assoziationsphase geht die Organisation intensive Beziehungen mit anderen Organisationen ein, mit welchen dann auch gemeinsame Strategien entwickelt werden können und in schwierigen Situationen ein reger Erfahrungsaustausch stattfinden kann. Als Gefahr drohen hier Mach-Netzwerke, die Monopolstellungen anstreben (Socius – Organisationsberatung, 2019).

Die Umweltrahmenbedingungen der Organisation ändern sich ständig und somit müsste sich eine Organisation permanent anpassen. Wie gut dabei die Menschen aufeinander abgestimmt agieren können, wollen und dürfen, bestimmt, wie gut sich diese Organisation weiterentwickelt. Das würde bedeuten, dass die Leitung einer solchen Organisation ständig versuchen sollte, die Strukturen, die Prozesse und die Menschen in verschiedenen Phasen optimal auf die erforderlichen Veränderungen und Ziele auszurichten, um die Organisation weiter zu entwickeln. Vielen Definitionen zur Organisationsentwick- lung besagt einheitlich. Dabei geht es darum, dass die Unternehmen auf die Bewältigung neuer Herausforderungen vorbereiten und interne Strukturen, Prozesse und vor allem Menschen auch anschließend mit diesen Veränderungen umgehen können. In der Praxis gewinnt man hin und wieder den Eindruck, dass der letztere Aspekt vernachlässigt wird. Die Entwicklung von Menschen, deren Fähigkeiten sowie Qualifikation, innerhalb einer Organisation, stellt einen wesentlichen Teil der strategischen Personalförderung und Qualifizierung dar und ist damit auch ein essentieller Bestandteil der Organisationsentwicklung.

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